Post by Ralph AichingerPost by Martin VaethÄhnlich sieht es wohl mit Protokollen wie TIPC aus, das es schon lange
vor dbus gab und wohl bei weitem überlegen war.
TIPC sagt mir gar nix, und das Akronym läßt sich auch nicht leicht
googeln.
https://www.kernel.org/doc/html/next/networking/tipc.html
Post by Ralph Aichingerdbus kommt ja glaub ich eher aus der Gnome/KDE-Ecke
Gnome. Ja, Gnome hat sich aufgrund des XML-Hypes seinerzeit entschlossen
von dem anscheinend ganz guten Binärprotoll COBRA auf das schlecht zu
parsende XML-Protokoll dbus umzusteigen, um dann nach vollzogenem Umstieg
festzustellen, dass dieser Krampf für die unter COBRA noch mögliche Audio-
und Videoübertragung ungeeignet ist, da durch das notwendige
Konvertieren der Daten zu langsam.
Statt den Design-Fehler einzuräumen oder rückgängig zu machen, wurde
versucht, den Kernel aufzubohren, um die konzeptionelle Langsamkeit zu
"reparieren".
Post by Ralph Aichingerweniger aus der systemd-Ecke
Das sind i.W. die selben Leute. systemd hat von Anfang an auf dbus
gesetzt. Insbesondere kann man bei einem von systemd gebooteten
System mit dbus eben den Prozess der PID 1 kontrollieren, was der
Hauptgrund ist, weshalb die Komplexität von systemd eben so eine
Sicherheitskatastrophe ist: Irgendein geeigneter Exploit in *einer*
der vielen Libraries reicht aus, und der Angreifer bekommt gleich
die Kontrolle über PID 1.
Wenig überraschend ist dieses Komplexitäts-Sicherheitsproblem von
systemd, vor dem viele warnten und dafür (auch hier) als Hater
diffamiert wurden, natürlich genau das, auf das sich die bösen
Buben stürzen: Der xz Angriff hätte ohne die Ausnutzung dieser
systemd-Schwäche nicht funktioniert.
Insofern ist das systemd-sudo (oder wie immer das heißt) statt sudo
schon konsequent, weil es nur das ohnehin durch systemd geschaffene
klaffende Sicherheitsloch benutzt und nicht noch zusätzlich den
SUID-Angriffsvektor öffnet.
Bei einem System, das nicht mit systemd gebootet wurde, ist
der SUID-Angriffsvektor als einzige Möglichkeit der Privilegerhöhung
natürlich als viel überblickbarere Alternative vorzuziehen. Aber
diese Tatsache können die Systemd-Macher natürlich nicht gelten
lassen - es würde ja die Schwäche von systemd offenbar - und müssen
sie deswegen als "nicht mehr zeitgemäß" diffamieren.
Ja, "zeitgemäß" ist leider in der Tat das viel größere
Sicherheitsrisiko systemd.
Post by Ralph AichingerLetztendlich sind aktuelles KDE und Gnome unvergleichlich featurereicher
als alles andere, was es außerhalb von MacOS oder Android auf Unix
jemals als Desktop gegeben hat, also dürften sie was richtig machen.
Weder Gnome noch KDE haben das Problem mit der Übertragung von
Video und Audio lösen können. Das hat erst pipewire Jahre später
getan, indem es ein eigenes Protokoll geschaffen hat. Das klingt
also eher doch nicht so, als wenn Gnome oder KDE mit dem dbus
Protokoll etwas richtig gemacht hätten.
Die Anzahl der Features ist auch weniger ein Indiz für eine
Qualität sondern eher für eine Komplexität. Überigens fällt
Gnome (im Gegensatz zu KDE) eher durch Featureabbau auf als
durch Hinzufügen neuer. Aber das ist ein anderes Thema.
Post by Ralph AichingerKommen noch Posix-Standards raus?
Darauf wurde ja bereits geantwortet.
Post by Ralph AichingerIch hab nicht das Gefühl, dass das noch viel Relevanz hat.
[...] hat nicht heute viel mehr Gewicht wenn sich RedHat und Ubuntu
auf was einigen, oder meinetwegen freedesktop.org, oder Poettering
was in systemd einbaut?
Leider. Wie so oft sind Marktmacht und Qualität mal wieder
Gegensätze.
Post by Ralph AichingerDas meiste in Posix standardisierte dürfte implementiert sein
Posix standardisiert normalerweise das, was bereits auf vielen
Systemen implementiert *ist*.
Nur in ganz wenigen Fällen, in denen die Implementierungen gar zu
schrecklich zurückfallen, übernimmt Posix eine Vorreiterrolle,
und das ist in jedem dieser Fälle stark umstritten.
In Linux ist vieles von Posix nicht implementiert: Der Mangel
an Posix-zertifizierten Linux-Systemen liegt nicht nur an den
Zertifizierungskosten. Schon die (leider) verbreitetste
Linux-Shell bash hat nicht die von Posix geforderdeten Features.
Post by Ralph Aichingervieles scheint schlicht handwerklich schlecht gemacht
(Zeitzonen/Schaltsekunden)
Das kann ich gerade in diesem Beispiel nicht bestätigen.
Das damit verbundene Problem *ist* einfach (politisch) zu
komplex.